Mumia Abu-Jamals Zustand dramatisch

Mittwoch, 17. Januar 2018
Mahnwache für politische Gefangene in den USA
vor dem US-Konsulat Frankfurt

17.01.2018 / 18 – 19 Uhr
Aufgrund der zugespitzten gesundheitlichen Situation von Mumia Abu-Jamal wird ein Brief an den Konsul der USA übergeben.
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Mumia Abu-Jamals Gesundheitszustand verschlechtert sich dramatisch.
Gestern, an seinem Geburtstag (24.April) besuchte ihn seine Frau und musste feststellen, dass sich sein Zustand verschlechtert hat. Er ist schwer krank.
Noelle Hanrahan von Prison Radio wendet sich an alle Freundinnen und Freunde Mumia Abu-Jamals, die etwas unternehmen wollen:
Wir bitten alle, im Gefängnis anzurufen. Jetzt! Es könnte zu spät sein, aber ruf an, wenn du diesen Aufruf liest.
Mumia braucht Versorgung und Beobachtung rund um die Uhr. In seinem Zustand kann er nicht im allgemeinen Vollzug mit den anderen Gefangenen bleiben. Es kann sein, dass er nicht in der Lage ist, um Hilfe zu rufen, er kann das Bewusstsein verlieren. Er ist zu schwach. (Mumia wurde vor zwei Tagen aus der Krankenabteilung entlassen).
Sein Zustand: er ist am Nacken, an der Brust, an den Beinen stark geschwollen, seine Haut sieht schlimmer aus als je zuvor, mit offenen Wunden. Er war nicht im Rollstuhl, kann aber nur Kinderschritte machen. Er ist sehr schwach. Während des Besuchs nickte er mehrfach ein. Er konnte nicht essen und wurde mit einem Löffel gefüttert. Diese Symptome können mit hohen Glukosewerten, einem Zuckerschock, Diabates-Koma in Zusammenhang gebracht werden.
Wir bitten darum, bei diesen Telefonnummern anzurufen, und bei allen anderen Nummern von Gefängnis und Gouverneur, die ihr finden könnt.
• Fordert, dass Mumia Abu-Jamal einen Vertrauens-Arzt sehen darf. Sofort!
• Fordert, dass die Gefängnisbeamten sofort seine Frau Wadiya Jamal und seinen Anwalt Bret Grote anrufen.
• Fordert, dass er sofort untersucht wird und nicht erneut in ein Diabetes-Koma fällt.
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• John Kerestes, Superintendent SCI Mahanoy: 570-773-2158 x8102 | 570-783-2008 Fax | 301 Morea Road, Frackville PA 17932
• Tom Wolf, PA Gvrnr: 717-787-2500 | governor@PA.gov | 508 Main Capitol Building, Harrisburg PA 17120
• John Wetzel, PA DOC: 717-728-4109 | 717-728-4178 Fax | ra-contactdoc@poc.gov | 1920 Technology Pkwy, Mechanicsburg PA 17050
• Susan McNaughton, DOC Press secretary 717-728-4025. PA Doc smcnaughton@pa.gov
Wir brauchen deine Hilfe sofort. Bitte verbreite diese Botschaft.
Jeder Anruf hat seine Wirkung. Jede Aktion ist gut. Wir müssen in den Straßen sein. Ruf deine Freund/innen an, deine Nachbar/innen. Werde aktiv.

www.freemumia.com
www.prisonradio.org
www.bringmumiahome.com
Noelle Hanrahan – Prison Radio,

Mumia Abu-Jamal – Juristischer Durchbruch

Neues zu Mumia Abu-Jamal

Bundesweites Netzwerk gegen die Todesstrafe – Berlin – Heidelberg – Nürnberg – Frankfurt
PRESSEMITTEILUNG 30.12.2018 Kontakt: Annette Schiffmann · anna.schiff@icloud.com

MUMIA ABU-JAMAL: JURISTISCHER DURCHBRUCH nach 20 Jahren! – – – 27. Dezember 2018: Richter Leon Tucker in Philadelphia setzt Berufungsrecht für Mumia Abu-Jamal wieder in Kraft! – – – Neues Verfahren für Abu-Jamal mit Beweisen für seine Unschuld möglich – – – Wird die Bezirksstaatsanwaltschaft Einspruch erheben? – – – – – – –
Nach 37 Jahren im Gefängnis, fast 29 davon im Todestrakt, ist das Urteil von Richter Leon Tucker vom Court of Common Pleas* in Philadelphia, USA, ein juristischer Durchbruch für Mumia Abu-Jamal. Es eröffnet ihm endlich die Chance auf ein neues Verfahren, in dem er die vielen ungehörten Beweise für seine Unschuld vorlegen könnte. Der Inhalt der bemerkenswerten Entscheidung: Das Oberste Gericht des US-Bundesstaates Pennsylvania war befangen, als es 1998 Abu-Jamals Berufung gegen seine Verurteilung zum Tod wegen Mordes an dem Polizeibeamten Daniel Faulkner zurückwies. Kernfigur des Urteils ist Ronald Castille. Er war als Richter an dieser Entscheidung gegen Abu-Jamal beteiligt. Juristischer Haken: Richter Castille war vorher als Leiter der Staatsanwaltschaft von Philadelphia Ankläger gegen Abu-Jamal, und darüber hinaus ein öffentlicher scharfer Befürworter der Verhängung von Todesstrafen-Urteilen und eiliger Hinrichtungstermine, insbesondere gegen „Polizistenmörder“. Abu-Jamal war im Dezember 1981 für den Mord an dem Polizeibeamten Daniel Faulkner zum Tod verurteilt worden – eine Tat, die er von Anfang an und seither unermüdlich bestritten hat. Er verbringt fast 29 Jahre im Todestrakt, bis das Todesurteil im Dezember 2001 wegen verfassungswidriger Verfahrensfehler aufgehoben wird, womit die Staatsanwaltschaft sich aber erst Ende 2011 endgültig zufriedengibt. Entscheidend für den Fall – Abu-Jamal ist Afro-Amerikaner und ehemaliger Black Panther. Der erschossene Polizist war ‚weiß’ und Mitglied der rechtslastigen Polizeibruderschaft FOP. Abu-Jamal hat mithilfe engagierter Anwälte und Anwältinnen zahllose Versuche unternommen Gehör zu finden und zu seinem Recht zu kommen. Nach 37 Jahren könnte das jetzt möglich werden. Richter Tucker in seinem Präzedenz-Urteil: „Falls ein Richter zuerst als Staatsanwalt/Ankläger und dann als Richter gearbeitet hat, stellt das einen Fall automatischer Voreingenommenheit und der Verletzung eines ordentlichen Verfahrens dar“. Und: „Das Gericht befindet, dass der Rückzug durch Richter Castille angemessen gewesen wäre, um die Neutralität des rechtlichen Verfahrens in Abu-Jamals Berufung vor dem Pennsylvania Supreme Court sicherzustellen.“ Amnesty International hat bereits im Jahr 2000 auf 32 Seiten zum Fall Abu-Jamal die dramatischen Verfahrensfehler aufgelistet und abschließend ein neues Verfahren gefordert, eine Forderung, die AI seither mehrmals erneuert hat. Alle Augen richten sich nun auf den neuen, bürgerrechtsorientierten Bezirksstaatsanwalt Phila¬delphias, Larry Krasner. Er war vor einem Jahr mit großer Mehrheit für sein Versprechen ins Amt gewählt worden, mit dem notorisch rassistisch motivierten Fehlverhalten seiner Behörde in einer Stadt mit fast 50% schwarzer Bevölkerung aufzuräumen. Seine Behörde hat das Recht, innerhalb von 30 Tagen Berufung gegen dieses Urteil einzulegen. Daran, ob er darauf verzichtet, wird sich sein Anspruch messen lassen, etwas wirklich Neues zu bewegen. *Der “Court of Common Pleas” ist ein (erstinstanzliches) Gericht für Zivil- und Strafsachen. Kontakt: Annette Schiffmann · 0172-7740333 · anna.schiff@icloud.com

Mahnwache für Politische Gefangene in den USA

17.1.2018: Neue Anhörung für den US-amerikanischen Journalist Mumia Abu-Jamal – 36 Jahre in Haft – 29 Jahre in der Todeszelle – schwer erkrankt – Verweigerung angemessener medizinischer Behandlung – Überreichung Brief an Generalkonsul James W. Herman in Frankfurt

 

Am 17. Januar 2018 findet im Kriminalgericht von Philadelphia, USA, eine Anhörung statt, die der Beginn eines neuen Verfahrens für Mumia Abu-Jamal sein und in der Folge tat-sächlich endlich zu seiner Freilassung führen könnte.

Im Zentrum der Anhörung: Richter Ronald Castille und seine Rolle im Fall Abu-Jamal. Castille war Ende der 80er Jahre der leitende Staatsanwalt im Revisionsverfahren Abu-Jamals und dessen entschiedener Gegner. Dennoch weigerte er sich in seiner späteren Rolle als Richter am Supreme Court von Pennsylvania, bei einem weiteren Verfahren in demselben Fall als befangen zurückzutreten.

Das Oberste Gericht der USA hat einen derart eindeutigen Interessenskonflikt vor wenigen Monaten bei eben diesem Richter in einem anderen Fall als verfassungswidrig verurteilt.

Es steht zu befürchten, dass ein nach dieser Anhörung mögliches Verfahren für Mumia Abu-Jamal zu spät sein könnte.

Der Gefangene ist seit drei Jahren schwer krank.

Im März 2015 musste Abu-Jamal mit einem diabetischen Schock ins Krankenhaus eingeliefert werden. Er hatte mehr als 35 Kilo verloren, litt unter extrem hohem Blutdruck und einem schmerzhaften Ausschlag am gesamten Körper.

Die Gefängnisbehörde verweigerte ihm die Behandlung so lange, bis sie sich durch Tausende von Telefonanrufen aus der ganzen Welt buchstäblich dazu gezwungen sah. Die Diagnose der Ärzte: Hepatitis C. Auch dann noch gab es keine Behandlung, weil die amerikanischen Pharmakonzerne die wirkungsvollen Medikamente für horrende Preise verkaufen. 90.000 Dollar für eine Behandlung (in Europa: ca. 9000 Euro) sind den Behörden zu teuer.

Erst der Erfolg einer Sammelklage (auch im Namen der betroffenen ca. 6000 anderen Gefangenen im Bundesstaat) brachte die Behandlung – volle zwei Jahre später!

Nach der Behandlung wurde Abu-Jamal als Hepatitis-frei diagnostiziert – aber es ist vielleicht dennoch zu spät für ihn. Er hat als Folge der Nicht-Behandlung eine Leber-Zirrhose, und sein extrem schmerzhafter und inzwischen blutiger Ausschlag ist erneut ausgebrochen.

Mumia Abu-Jamal braucht unverzüglich eine Behandlung in einem externen Krankenhaus.

Seit Weihnachten haben erneut bereits hunderte von Menschen bei den Behörden angerufen.

 

Hintergrund: Abu-Jamal wurde 1982 für den Mord an dem Polizeibeamten Daniel Faulkner in Philadelphia verurteilt, hat jedoch von Anfang an seine Unschuld beteuert. Im Jahr 2000 widmete Amnesty International der Ungerechtigkeit des Verfahrens einen eigenen Report. Abu-Jamals Buch “Aus der Todeszelle” und die jahrzehntelange internationale Unterstützung haben ihn zum Gesicht der Todesstrafe in den USA und zu einem der bekanntesten Häftlinge weltweit gemacht.

Im Lauf der Jahre sind immer mehr Beweise für seine tatsächliche Unschuld zum Vorschein gekommen, die nun endlich in einem neuen Verfahren dargelegt werden könnten.

Im April 2015 befasste sich der Menschenrechtsausschuss des Deutschen Bundestages mit dem kritischen Gesundheitszustand Abu-Jamals, ebenso mit dem prekären Gesundheitssystem in amerikanischen Gefängnissen.